#reisen Allein als Couchsurferin in Sardinien

2016, das Jahr, wo ich endlich mal alleine auf Urlaub fahren möchte. „Was? Alleine? Du hast doch einen Freund! Warum fährst du nicht mit ihm auf Urlaub?“. Wie oft durften mein Freund und ich klarstellen, dass alles in Ordnung ist in unserer Beziehung.

Ja, ich reise alleine. Na und? Man muss nicht Single sein, um alleine zu reisen. Man kann so was auch mit dem richtigen Partner machen, der Verständnis dafür hat. 

Meine einwöchige Reise ging nach Sardinien. Cagliari, die Hauptstadt von Sardinien, das soll der Startpunkt der Reise werden. Flugangst hatte ich bisher eigentlich nicht, nur der Start und das Landen machen mich manchmal etwas kribbelig. Wenn man alleine fliegt, kann man das mulmige Gefühl aber mit niemandem teilen. Das machte mir ganz schön zu schaffen. Aber easy bleiben. Alles geht und ging gut. Während einem Zwischenstop in Rom durfte ich im Flugzeig die Bekanntschaft mit einer zuckersüßen 17 jährigen Deutschen machen. Sie reist gemeinsam mit ihrem Vater auf die italienische Insel im Mittelmeer.

Ich kam in Erklärungsnot, als ich wieder mal erklären durfte, dass ich zwar kein Single bin und dennoch alleine reise. Zusätzlich dazu erzählte ich offen, dass ich meine ersten Nächte bei einen Typen couchsurfen werde. Interessiert frägt mich die 17 Jährige, was den dieses Couchsurfing denn sei. Nach meiner Erklärung, dass man hier gratis bei Leuten übernachten kann, guggte mich ihr Vater etwas skeptisch an. Ich glaube zu wissen, was er sich dachte: „Eine junge Frau, ganz alleine, übernachtet bei fremden Typen. Bitte liebe Tochter, mach das nie!“

Tja, Couchsurfen alleine als Frau, das klingt vielleicht im ersten Augenblick etwas beängstigend, aber hey, was soll’s.

Was Couchsurfing anbelangt, kann ich euch den Tipp geben, chattet vorher ausgiebig mit den Hosts. Bei mir zeigte sich bald, ob ich mit den Hosts auf einer Wellenlänge war oder nicht. Da ich sehr unkompliziert bin und mein primäres Ziel war nette Leute kennenlernen, die mir ein Stück ihrer Heimat zeigen möchte, war ziemlich schnell klar, bei wem ich übernachten möchte und bei wem nicht.

Mein erster Host war eine Perle. Er wartete bis tief in die Nacht auf mich, weil mein Flieger Verspätung hatte. Und obwohl er am nächsten Tag zur Arbeit musste, gab es bei meiner Ankunft noch ein hervorragendes Late-Night-Dinner und den ersehnten Rotwein dazu. Die Chemie zwischen uns passte perfekt. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut. Unsere Gespräche knüpften an den Punkten an, die wir bereits via Whatsapp angeschnitten hatten.

Ich hatte das Gefühl einen Freund zu besuchen und dieses Gefühl begleitete mich die gesamte Reise lang.

Es war auch nicht komisch, dass wir beide im selben Zimmer schliefen und ich auf einer viel zu kleinen Couch übernachtete. Ich konnte mich frei bewegen, weil ich den Zweitschlüssel für die Wohnung hatte. Soviel vertrauen hätte ich mir nicht erwartet.

Die ersten zwei Tage verbrachte ich damit, mich mit der Stadt vertraut zu machen. Gemächlichkeit kehrte in mir ein. Ich konnte alles machen, was mir gerade in den Sinn kam. Es war herrlich. Ich ging an den Strand und erkundigte mich über die Busverbindungen in die nächstgelegenen Ortschaften. Ich fuhr dann Bus, wann es mir passte und stieg dort aus, wo es mir gefiel. Ich fühlte mich bereits nach wenigen Stunden wie zu Hause.

Dann kam das Wochenende und mein Couchsurfinghost hatte schon seine Pläne geschmiedet. Das hieß für mich, jemanden Neuen zu finden. Also schrieb ich meinen zweiten Host an, der mich kurzfristig bei sich aufnahm. Etwas mulmig war mir dabei schon. Ich hatte mich bereits an die Gegend gewöhnt. Jetzt musste ich quasi ausziehen. Es stellte sich aber heraus, dass ich durch meinen zweiten Host ein anderes Cagliari kennenlernen konnte. Eines das Schick und Posh war. Eigentlich gar nicht mein Ding, aber dennoch interessant.

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Ich hatte mein eigenes Reich in seinem Apartment, mit eigenem Kingsizebett, sowie eigenem Bad. Statt Citybeach und Busfahrten gab es an diesem Wochenende Motorrad- und Cabrioausflüge in Ecken von Cagliari, zu denen ich öffentlich nicht hinfahren hätte, können.  Zum Abschluss gab es noch einen Tag am Pool in einem Golfressort.

Nach vier Nächten Couchsurfing hatte ich dann allerdings genug. Also verbrachte ich die letzten beiden Tage mit der 17 Jährigen und ihrem Vater, die ich im Flugzeug kennengelernt hatte. Wir hatten viel Spaß und absolvierten das typische Touriprogramm inklusive Mietwagen und einer Bootsfahrt. Wir fuhren die Westküste entlang immer mit „Marco Polo“ in unseren Händen, der uns geheime Tipps für jede Ortschaft nannte, die so geheim nicht sein können, wenn sie in einem Reiseführer standen.

Meine Stimmung trübte sich ein wenig, denn irgendwas dürfte der Vater falsch verstanden haben, was meine Intentionen anging mich mit ihnen zu treffen bzw. generell alleine zu reisen. Denn er war der Einzige von all den Männern, die ich in Sardinien kennengelernt habe, der versucht hat mit mir zu flirten. Ich versuchte es locker wegzustecken, als er versuchte mir den Hof zu machen. Unangenehm war es dennoch für mich. Oder wie mein Freund scherzhaft meinte: „Da muss erst ein Familienvater kommen, damit ich mir sorgen um dich machen muss.“ Nichtsdestotrotz war auch die Zeit mit den Beiden eine schöne Erfahrung.

Am letzten Abend gönnte ich mir ein drei Gänge Menü nur für mich allein und ein Apartment, das ich kurzfristig über booking.com eingebucht habe.

Als Fazit möchte ich festhalten, dass alleine Reisen nicht einsam sein muss. Außer man möchte das. Couchsurfing war sehr hilfreich für mich, um mir Tipps von Einheimischen zu holen. Leider konnte ich nicht all die Leute treffen, mit denen ich es mir ausgemacht habe. Aber dafür gab es spontane Kennenlernsituationen mit anderen Alleinreisenden. Man muss nur den Mut haben die Menschen anzusprechen, dann kommt man schon mal in Gespräche die mehrere Stunden dauern können.

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